Elmar Habermeyer, PUK Zürich
Chair: Fulvia Rota, Zürich
In der öffentlichen und teilweise auch fachlichen Diskussion über die Forensische Psychiatrie geht es in der Regel um sichernde Aufgaben dieses Fachgebiets. Es entsteht der Eindruck eines hermetisch abgeriegelten Arbeitsbereiches, was den Realitäten nicht ansatzweise gerecht wird.
Der Vortrag skizziert das Rationale und die Möglichkeiten ambulanter Versorgungsstrukturen in der Forensischen Psychiatrie. Dabei wird die Frage aufgeworfen, ob in der Schweiz wegen der fehlenden Verbindlichkeit für z.B. forensisch psychiatrische Nachsorgeangebote Chancen auf eine soziale Reintegration vergeben werden.
Prof. Dr. med Siegfried Kasper, Medizinische Universität Wien
presented by Schwabe Pharma
Stéphane Kolly & Ueli Kramer, CHUV Lausanne
Chair: Catherine Léchaire
Michael Lambert, UKE Hamburg
Chair : Erich Seifritz, Zürich
In diesem Panel werden Highlights aus der aktuellen Forschungsaktivität dreier Forschungsgruppen der Klinik für Konsiliarpsychiatrie und Psychosomatik präsentiert. Im ersten Beitrag wird das Studienprotokoll eines RCT zur Untersuchung der Auswirkung von Psychedelika auf den Behandlungserfolg von Patientinnen mit therapieresistenter Anorexie präsentiert. Erwartet wird eine stärkere Symptomminderung bei den mit DMT behandelten Patientinnen im Vergleich zur TAU Gruppe. Im zweiten Beitrag werden die Ergebnisse einer Untersuchung zur Auswirkung von Alter und Geschlecht auf die Lebensqualität nach kardialer Rehabilitation untersucht. Es wird beleuchtet, inwieweit das schlechtere Outcome bei älteren Patient:innen und Frauen zu interpretieren ist. Der dritte Beitrag widmet sich einer Erhebung von möglichem Regret bei Transpersonen, die sich einer geschlechtsangleichenden Transition unterzogen haben. Dieser Aspekt wurde bisher kaum untersucht. Die Validierung eines hierzu entwickelten Fragebogens wird dargestellt und die Ergebnisse der Erhebung kritisch evaluiert. Alle Studien werden von den nachwuchsforschenden Studienleiter:innen selbst vorgestellt und können je nach Auditorium auf deutsch oder englisch dargestellt werden. Presentations can be held in German or English according to the audience.
Mit Ketamin, Esketamin und auch den Psychedelika kommen neue Behandlungsansätze in der Psychiatrie, die neuartige Nebenwirkungen mit sich bringen. In diesem Symposium sollen die befürchteten und die realen Nebenwirkungen dieser neuen Behandlungsansätze aufgezeigt und kritisch diskutiert werden.
Viele psychotherapeutische Elemente sowie Psychoedukation können auch online vermittelt werden. Eine Kombination von Online-Therapie und herkömmlicher "Face-to-Face" Psychotherapie sowie fernmündlichen Elementen - die sogenannte "Blended Therapy" ermöglicht es, Elemente aus beiden Welten zu kombinieren und therapeutische Inhalte auch ausserhalb der Therapiestunde zu aktivieren. In verschiedenen Kliniken werden derzeit Erfahrungen mit diesem Ansatz gesammelt.
Das Symposium bietet Überblick über den aktuellen Stand der Forschung zu "Blended Therapy" sowie konkrete Anwendungsbeispiele aus zwei psychiatrischen Kliniken der Schweiz.
In diesem Symposium werden anhand von Fallbeispielen aus den ambulanten und stationären Versorgungskontexten, einschliesslich Langzeiteinrichtungen, spezifische Ansätze, Charakteristika und Herausforderungen der Psychotherapie mit älteren Menschen in der klinischen Praxis dargestellt. Es wird aufgezeigt, welche Faktoren in welchen Settings diese Arbeit begünstigen bzw. eine erfolgreiche Arbeit ermöglichen und welche Limitationen bei der psychotherapeutischen Arbeit zu berücksichtigen sind.
Die Auswirkungen von externen Faktoren wie Wetter, Klimawandel, Luftverschmutzung und Lärm auf die psychische Gesundheit sind in den letzten Jahren Gegenstand intensiver Forschung geworden. Diese Faktoren können eine Vielzahl von psychischen Störungen wie Depressionen, Angstzustände und Schlafstörungen hervorrufen.
Einzelne Wetterbedingungen wie extreme Hitze können zu einer erhöhten Belastung führen und so das Risiko von psychiatrischer Symptomatik erhöhen. Zusätzlich kann der globale Klimawandel zu verstärkten klimatischen Ereignissen wie Überschwemmungen, Dürren und Waldbränden führen, welche ebenfalls psychische Belastungen auslösen können.
Luftverschmutzung, insbesondere durch Feinstaub, kann ebenfalls zu einer Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit führen. Ähnliches gilt für Lärm ,welcher zu Schlafstörungen und Angstzuständen, Stimmungsschwankungen und Konzentrationsproblemen führen kann.
Zusammenfassend hilft das Verständnis dieser externen Faktoren auf die psychische Gesundheit gezielte Massnahmen zur Prävention und Behandlung psychischer Störungen zu entwickeln.
Home Treatment zur Krisenintervention für akute psychische Erkrankungen wird von deutschsprachigen und internationalen Versorgungsleitlinien aufgrund überzeugender wissenschaftlicher Evidenz zur Implementierung in allen Versorgungsregionen empfohlen. Home Treatment kann bei mindestens gleicher Wirksamkeit stationäre Behandlungen verkürzen oder ersetzen, führt zu weniger Behandlungsabbrüchen, höherer Zufriedenheit bei Patienten und Angehörigen sowie geringeren Behandlungskosten. Während in anderen europäischen Ländern mobile aufsuchende, intermediäre psychiatrische Behandlungsangebote bereits seit vielen Jahren etabliert sind und entsprechende rechtliche Rahmenbedingungen und Finanzierungsgrundlagen bestehen, ist eine Implementierung in der Schweiz bis heute nur im Rahmen von regionalen Modellprojekten möglich.
Home Treatment wird in der Regel von interprofessionellen Behandlungsteams durchgeführt, bietet tägliche Hausbesuche und eine Erreichbarkeit rund um die Uhr. In der Schweiz existieren verschiedene Modelle, die sich in drei Hauptkategorien einteilen lassen.
- Home Treatment zur Krisenintervention, stationsersetzend oder -verkürzend, durch ein eigenständiges Team.
- Poststationäre Übergangsbehandlung zur Verkürzung stationärer Aufenthalte und zur Vermeidung von Wiedereintritten.
- Home Treatment im Rahmen eines integrierten Versorgungsangebots: ein interprofessionelles Team bietet Krisenintervention stationär, aufsuchend, tagesklinisch und ambulant an, je nach Bedarf der Patienten.
In dieser Session werden verschiedene Home Treatment Modelle in der Schweiz, namentlich aus den Kantonen Zürich, Luzern und Baselland vorgestellt. Die Beträge stellen die jeweiligen unterschiedlichen Konzepte, praktischen Erfahrungen und Evaluationsergebnisse vor.
Chair: Prof. Martin Hatzinger
Subsyndromale Angststörungen: Bedeutung und Empfehlungen
Prof. Borwin Bandelow
Angst und Depression gemischt, was tun?
PD Dr. Lucie Bartova
Fallbeispiele zur Behandlung von Angststörungen
Dr. Christian Imboden
Lundbeck Lunch Symposium
Depression bei Demenz - Herausforderungen in Diagnostik und Therapie
Dr. Christoph Linnemann
Depression und Demenz sind die häufigsten psychia¬trischen Syndrome im höheren Lebensalter. Obwohl eine frühzeitige Diagnose und adäquate Behandlung von grösster Bedeutung sind, ist die Unterscheidung oft schwierig. Altersdepressionen sind oft mit kognitiven Defiziten verbunden, Demenzsyndrome wiederum mit einem erhöhten Risiko für depressive Symptome. Die schwierige Diagnosestellung spiegelt sich auch in der grossen Bandbreite von publizierten Prävalenzraten von unter 5% bis fast 50% für Depressionen bei Demenz wider. Neben den Herausforderungen in der Diagnostik geht der Referent auch ausführlich auf die pharmakotherapeutischen Möglichkeiten der Altersdepression ein. Ein Therapieziel ist neben der Verbesserung des Affekts auch die positive Beeinflussung kognitiver Beeinträchtigungen. Die Kenntnis der verschiedenen Ansätze kann dazu beitragen, die angemessene Versorgung betroffener Patienten zu sichern und das pflegende Umfeld zu entlasten.
Individual therapeutic options for major depressive disorder
Prof. Dr. med. Umberto Albert
Andrea Raballo, USI Lugano
Chair : Rafael Traber
Young people aged 12–25 years have the highest incidence and prevalence of mental illness across the lifespan, with potential lifelong consequences. Indeed, after their onset, mental disorders often persist, disrupting the capacity for young people to fulfil their potential and exposing them to negative, potentially life-long consequences.
However, while timely identification in these early stages is a major prerequisite for preventive interventions, this is also the biographical and epidemiological phase in which the engagement with mental health services is more problematic, partly because of the hiatus between child-adolescent and adult mental health services. In this respect, Transition psychiatry aims at shifting the strategic focus from disease-specific interventions in adulthood, to preventive low-threshold interventions in adolescence, capitalizing on the developmental features of emergent psychopathology and need of care. The presentation will address clinical, organizational and conceptual aspects of such prevention-oriented framework.
Vom Rezeptorprofil zur klinischen Wirkung - Bedeutung der Monoamine bei der Behandlung von Psychosen
Dr. med. univ. Christian Mikutta
Die dopaminerge Dysfunktion gilt als eine der zentralen Ursachen für die Entstehung von Schizophrenie. Gängige Therapien bei Schizophrenie zielen daher oft auf eine Modulation des dopaminergen Signalwegs ab. Es ist jedoch bekannt, dass auch andere Monoamine wie Serotonin und Noradrenalin eine wichtige Rolle bei Schizophrenie spielen können. Dr. med. univ. Christian Mikutta wird im Rahmen dieses Symposiums die Funktion der drei Monoamin-Signalwege - dopaminerg, serotonerg und noradrenerg - im Zusammenhang mit Schizophrenie erläutern. Dabei wird auch diskutiert, welche Auswirkungen eine Modulation der Rezeptorbindung auf die Symptome von Schizophrenie haben kann. Zusätzlich werden aktuelle Erkenntnisse und zukünftige Perspektiven vorgestellt und diskutiert. Der Vortrag verspricht einen umfassenden Einblick in die Bedeutung von Monoaminen bei der Behandlung von Schizophrenie zu bieten und den Teilnehmern wertvolle Einblicke in die Anwendung von Medikamenten bei dieser Erkrankung zu vermitteln.
Egemen Savaskan, PUK Zürich
Chair: Fulvia Rota, Zürich
Die Entwicklung von «Empfehlungen» in der Alterspsychiatrie, die Standards in der Diagnostik und Therapie festlegen und die Evidenz basierten Interventionsmöglichkeiten zusammenfassen, unter der Federführung der Schweizerischen Gesellschaft für Alterspsychiatrie und Alterspsychotherapie (SGAP), ist parallel zur Nationalen Demenzstrategie der Schweiz, die 2014-2019 durchgeführt wurde, entstanden. Diese umfassen die Empfehlungen für die Diagnostik und Therapie der Behavioralen und Psychologischen Symptome der Demenz (BPSD), der Altersdepression, des Delirs, der Abhängigkeitserkrankungen und der Psychosen im Alter. Die SGAP hat auch wesentlich zur Entstehung der Swiss Memory Clinics Empfehlungen zur Diagnostik der Demenz-Erkrankungen beigetragen. Die Empfehlungen der SGAP sind stets interdisziplinär und interprofessionell entstanden was dem grundlegenden Prinzip der alterspsychiatrischen und altersmedizinischen Arbeit entspricht. Es ist ein wichtiges Anliegen der Empfehlungen integrativ vorzugehen um den hochkomplexen, klinischen Bedürfnissen älterer Menschen gerecht zu werden. Ein zusätzliches Anliegen ist die nicht-pharmakologische Therapieoptionen, für die es oft keine grosse Evidenz aber gute klinische Erfahrungen vorliegen, zu fördern um bei dieser multimorbiden Patientengruppe den Umgang mit Psychopharmakotherapie zu verbessern. Die Empfehlungen sind jeweils in Kurzform und als Manual veröffentlicht worden und werden laufend revidiert. Sie sollen klinisch tätigen Personen in allen Berufsgruppen helfen älteren Menschen State-of-the-Art Diagnostik und Therapie anzubieten.
Laura Mettler, eidg. anerkannte Psychotherapeutin und Co-Leiterin Programm log-in
Moderation: Erich Seifritz, Zürich
Jean-Daniel Sauvant, Bern
Die Diagnose "Geschlechtsinkongruenz" erscheint in der ICD-11 ausserhalb des Kapitels der psychischen und Verhaltensstörungen. Damit schliesst die WHO vorgängig eine diagnostische Diskussion, die in den letzten Jahren sowohl die psychiatrisch-psychotherapeutische als auch die trans Communities intensiv beschäftigte. Nach dieser Entpsychopathologisierungsgeste stellt sich jedoch nun die Frage, wie die zukünftige (therapeutische) Beziehung zwischen Klient:innen mit einer Geschlechtsinkongruenz und ihren Behandler:innen stigmatisierungsfrei gestaltet werden kann. Im Rahmen des Symposiums werden entsprechende Ansätze aus wissenschaftlicher, multiprofessioneller und klinischer Perspektive präsentiert.
Im Rahmen des Symposiums der SGSPP werden Aspekte der psychischen Gesundheit im Leistungssport, Antidoping Regularien sowie der Förderung von Sport und Bewegung bei Menschen mit Depression präsentiert.
Etwa 20-30% der PatientInnen in der Erwachsenenpsychiatrie haben minderjährige Kinder. In nahezu allen Kliniken wird nach ihnen gefragt, hingegen wird deren Befinden oder die Auswirkungen der elterlichen psychischen Erkrankung auf die Kinder viel weniger häufig erhoben. Manche Kliniken verfügen bereits über Familienzimmer und eine vereinbarte Zusammenarbeit mit Angeboten der Kinder- und Jugendpsychiatrie oder bieten Angehörigenberatung an, die auch die Kinder einbezieht. Viele Kinder sind durch die elterliche Erkrankung sehr belastet, erhalten aber keine Unterstützung, da das Netzwerk nicht involviert ist. Eine 2022 durchgeführte Onlinebefragung in den Schweizer Kliniken der Erwachsenenpsychiatrie soll den aktuellen Stand zu diesem Thema aufzeigen. Mit CAPSY (Children and Adolescents in Adult Psychiatry) wird ein Pilotprojekt in der Erwachsenenpsychiatrie zur Verbesserung der Versorgung von Kindern und Jugendliche von Familien mit psychisch kranken Eltern vorgestellt. Zudem wird beispielhaft die Versorgungssituation im Waadtland präsentiert, die Chancen, aber auch konkrete Herausforderungen aufzeigt. Durch die vermehrte Hinwendung zu diesem Thema kann die Erwachsenenpsychiatrie einen entscheidenden Beitrag zur Prävention psychischer Erkrankungen bei künftigen Generationen leisten.
Friedrich Stiefel, CHUV Lausanne
Chair: Catherine Léchaire, Lausanne
Die Liaisonpsychiatrie hat in den letzten Jahrzehnten in Krankenhäusern (und im ambulanten Bereich) eine beeindruckende Entwicklung durchgemacht, und die psychiatrische Beratung von Patienten mit somatischen Erkrankungen verbreitet sich inzwischen auch unter Allgemeinmedizinern (Community Liaison). Dies ist ein vielversprechender Schritt in Richtung einer gemeinsamen Liaisonpsychiatrie. Es gibt jedoch noch viele Herausforderungen in Bezug auf das Modell dieser psychiatrischen Sprechstunde, die auf dieser Konferenz diskutiert werden. Auch die Liaisonarbeit, d.h. die Arbeit mit Klinikern, hat sich weiterentwickelt. Ursprünglich dazu gedacht, die Somatiker für die psychologischen Aspekte der Krankheit und die psychiatrische Komorbidität der Patienten zu sensibilisieren, erfüllt sie heute verschiedene andere Funktionen. Da die psychiatrische Liaison aufgrund fehlender Ressourcen oft im Schatten der Beratungstätigkeit steht, verdient sie es, investiert und überdacht zu werden. Mögliche Umstrukturierungen und Entwicklungen der psychiatrischen Liaison auf klinischer und akademischer Ebene werden ebenfalls diskutiert, ebenso wie die Rolle, die bestimmte sozialwissenschaftliche Disziplinen dabei spielen sollten.